„Wir waren nur noch Tiere, die auf nichts mehr reagierten“

Dieses erschütternde Zitat stammt von einem Insassen des Konzentrationslagers Breitenau in Guxhagen. Kürzlich besuchte die Klasse 10a diesen nun wieder für Besuchergruppen zugänglichen Ort. Die Klasse hatte sich vorher über die Geschichte und Einzelschicksale informiert. Zunächst wurde die Gruppe über das Gelände und durch Teile der einzelnen Bauten geführt. Die beeindruckende Klosterkirche (um 1250 fertiggestellt) wurde schon mit der Einrichtung der „Correktionsanstalt Breitenau“ (1874) in eine ungewöhnliche Doppelnutzung überführt: In einem kleinen Teil feierte die Gemeinde ihre evangelischen Gottesdienste, während der weit größere Teil Bettler, Vagabunden oder „liederliche Dirnen“ beherbergte, die durch Arbeit zu „ordentlichen Bürgern“ erzogen werden sollten. Die dadurch vorhandenen Zellen auf mehreren Etagen schienen den Nationalsozialisten geeignet, um kurz nach der Machtübernahme im Juni 1933 hier ein Konzentrationslager einzurichten. Diese frühen Konzentrationslager dienten dazu, politische Gegner in allen Regionen Deutschlands ohne Anklage oder Gerichtsbeschluss in „Schutzhaft“ zu nehmen.

Ein Beispiel für einen Häftling aus dieser Zeit ist Kurt Finkenstein (1893-1944). Der Zahntechniker wurde als KPD-Mitglied am 26.4.33 verhaftet, kam als einer der ersten politischen Gegner nach Breitenau, wo er bis August 1933 blieb. Nach zwei Jahren in Freiheit erfolgte eine erneute Verhaftung, die am 29.1.1944 schließlich mit seinem Tod in Auschwitz-Birkenau endete. „Bis zur Auflösung im März 1934 sind insgesamt 470 Menschen im Konzentrationslager Breitenau inhaftiert. Dabei handelt es sich um politische Gegner der Nationalsozialisten – Sozialdemokraten, Kommunisten, Gewerkschaftsangehörige und auch bereits als Juden Verfolgte – aus dem gesamten Regierungsbezirk Kassel.“ Rund ein Viertel wurde dann in größere Konzentrationslager überführt. „Im Mai 1940 richtet die Geheime Staatspolizei Kassel offiziell das „Arbeitserziehungslager“ (AEL) Breitenau ein. Bis zur Auflösung des Lagers im März 1945 sind hier insgesamt 8.304 Gefangene inhaftiert.“ Nun waren die meisten Gefangenen ausländische Zwangsarbeiter oder deutsche Frauen, die Kontakt zu ihnen hatten. Nach der Führung wurden die Schüler in Kleingruppen selbst aktiv. Sie recherchierten zu ausgewählten Orten des Lagers. Anschließend berichteten sie in Kurzreferaten bei einem weiteren Rundgang über ihre Ergebnisse.

Den Lehrerinnen und Lehrern des Faches Geschichte ist es seit Jahren wichtig, dass Gedenkorte besucht werden, die die Verbrechen der Nationalsozialisten verdeutlichen. Deshalb ist es sehr zu begrüßen, dass diese Exkursionen wieder stattfinden können. Im September ist die obligatorische Fahrt der Q3-Geschichtskurse in das Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar geplant. Ebenso hoffen wir, dass im Januar 2023 auch die freiwillige Exkursion nach Oświęcim (Auschwitz) wieder stattfinden kann. (Zitate aus: https://www.gedenkstaette-breitenau.de/) vlm

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