Wie soll Kassel in der Zukunft sein?

Gut vorbereitet zeigte sich die Klasse 7a in dieser besonderen PoWi-Stunde: Der ehemalige WG-Schüler (Abitur 1995) und derzeitiger Oberbürgermeister von Kassel (seit 2017), Christian Geselle, stellte sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler. Die Bandbreite ging vom Privatleben über die Corona-Pandemie bis zur Zukunft unserer Stadt in zwei Jahrzehnten. „Kassel muss lebens- und liebenswert bleiben“, forderte Geselle und nannte zwei wesentliche Faktoren dafür: Arbeitsplätze und eine Veränderung des Mobilitätsverhaltens. Wie wichtig eine intakte Wirtschaft für eine Stadt ist, verdeutlichte Geselle am Beispiel der Gewerbesteuereinnahmen, die die größte Einnahmequelle einer Kommune darstellen. Als Kassel in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit rund 800 Millionen Schulden aufgetürmt hatte, war an Investitionen in die Zukunft der Stadt kaum zu denken. Das hat sich geändert: Sanierung und Digitalisierung der Schulen, Ausbau des Radwegenetzes (66 Millionen) oder auch die Verschönerung der Innenstadt sind Schwerpunkte der Stadtentwicklung. Solche Prozesse brauchen „Geduld und lange Planungszeiten“, hob der Oberbürgermeister hervor und verwies auf die noch relativ neue Sporthalle des WG. Rund 30 Jahre vergingen von der Planung bis zur Einweihung der Drei-Felder-Halle.

Wie Jugendliche und Erwachsene Kassel beurteilen, präsentierten die jungen Stadtbewohner dem interessiert zuhörenden Oberbürgermeister. In einer selbst konzipierten Umfrage wurde die Verkehrssituation, die Gestaltung der Innenstadt, die Einkaufsmöglichkeiten, das Radwegenetz und die Freizeitangebote bewertet. Gut schneiden die Freizeitangebote besonders bei Jugendlichen ab. Baustellen führen zu Verdruss und wirken sich nachteilig auf die Zufriedenheit aus. Wie wichtig das Verhalten jedes Bürgers für eine Kommune ist, verdeutlichte Geselle am Beispiel der Innenstädte. Der Onlinehandel führt zu einem Umsatzverlust gerade bei hochwertigen Fachgeschäften. Nicht selten bleiben dann Traditionsbetriebe auf der Strecke. Was wiederum die Innenstädte ärmer macht.

Natürlich war auch der Umweltschutz ein Thema. Wichtig ist hier das Radentwicklungkonzept mit z.B. dem Bau von Radschnellwegen. Die vielen Radfahrer an unserer Schule dürfte es freuen. Zukunftsmusik ist noch die Abschaffung der kohlebasierten Klärschlammverbrennung. Aber der Einsatz von 14 E-Bussen für den Nahverkehr erfolgt in Kürze. Natürlich soll Kassel Stadt im Grünen bleiben (63% der Fläche), was für viele Bürger Lebensqualität in einer Großstadt ausmacht. Die Zeit verging so im Fluge, aber dieser intensive Austausch kann fortgeführt werden: Die Einladung ins Rathaus wurde von der Klasse mit großem Jubel aufgenommen. Und, wer weiß, vielleicht ist unter den Besuchern dann eine künftige Oberbürgermeisterin oder ein Oberbürgermeister. Herzlichen Dank an die Klasse und Herrn Kollmann für diesen spannenden PoWi-Unterricht. Besonders danken wir Herrn Geselle für diesen gar nicht selbstverständlichen Besuch. (vlm)

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