Wider das Vergessen: Auschwitzfahrt

Die Gruppe bei frostigen Temperaturen am Fuße des Wawel in Krakau

Eine Gruppe Oberstufenschüler des Wilhelmsgymnasiums fuhr kürzlich vier Tage nach Oświęcim in Polen. Traurige Bekannheit erlangte diese Stadt durch das am Stadtrand gelegene Vernichtungslager der Nationalsozialisten. Die intensive Beschäftigung mit den ungeheuren Verbrechen verlangte den sehr interessierten Schülern einiges ab. Detaillierte Informationen zum Stammlager und dem Außenlager Birkenau erhielten sie von den umfassend informierten polnischen Instruktoren, die bei einem freien Rundgang individuell vertieft und ergänzt werden konnten. So kann der Besucher im Stammlager einige sogenannte „Länderbaracken“ besichtigen, in denen das Schicksal von z.B. Juden aus Ungarn oder auch Frankreich gezielt dargestellt wird. „Baracken“ heißen die Backsteingebäude deswegen, weil es sich um die originalen Bauten aus der Lagerzeit handelt.

Einen besonderen Eindruck hinterließ für viele die Baracke, die vom Staat Israel gestaltet wurde. Dort sieht man zunächst Filme über jüdisches Leben in vielen Staaten Europas vor dem 2. Weltkrieg: Schulen, Gesangsvereine, spielende Kinder, Händler, Bauern, Hochzeiten, Urlaubsfahrten. Im nächsten Geschoss donnert die Nazipropaganda und Deutsche jubeln. Den Schluss bilden große Karteikarten mit mehr als einer Million Opfernamen.

Es gab aber auch Überlebende. Sehr eindrucksvoll war der Besuch einer Kunstausstellung von dem polnischen Künstler Marian Kołodziej, dem als Häftling die Nr. 432 eintätowiert wurde. Diese niedrige Zahl weist ihn als einen der ersten Insassen des Lagers aus (14.6.1940). Marian hatte sich nach dem Überfall der Deutschen auf Polen der Untergrundarmee angeschlossen und wurde mit 19 Jahren verhaftet. Er überstand diese Hölle auf Erden und wurde schließlich nach mehrfacher Verlegung in Mauthausen von den Amerikanern am 6.5.1945 befreit. „Die Exposition ist eine künstlerische Vision der KZ Hölle und der Heldentat vom P. Maximilian M. Kolbe, der sein Leben für das eines Mithäftlings aufgeopfert hat“, so heißt es in der Kurzinformation auf der Internetseite. Die labyrinthartige Ausstellung zeigt eine Vielzahl von Zeichnungen, die Marian Kołodziej nach fast 50 Jahren des Schweigens geschaffen hat, um zunächst die „Rettung“ seiner selbst aus seiner „Krankheit“ heraus zu betreiben. Später fühlte er die Verpflichtung, „der Menschheit zu berichten, wie es dort war“. Damit diese Verbrechen nicht vergessen werden und sich diese niemals wiederholen, kommen jedes Jahr viele Tausend Besucher nach Oświęcim. Es ist gut, zu diesen zu gehören.

Ohne die hervorragende Planung von Herrn Sell wäre die Fahrt nicht möglich gewesen. Dafür danken wir herzlich. Diese Fahrten sind immer auf freiwilliger Basis und werden großzügig von „Die Stiftung – erinnern ermöglichen“ und dem Verein zur Förderung der Internationalen Begegnungsstätte unterstützt. Auch dafür herzlichen Dank. (vlm)

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