Verabschiedung von Herrn Semmler

Nach über 37 Jahren am WG wurde in einer bewegenden Feier der stellvertretende Schulleiter Herr Berthold Semmler in den Ruhestand verabschiedet. Im Anschluss an die Festkantate von Jean Sibelius würdigte Schulleiter Herr Petersen die Verdienste seines Stellvertreters. Aufgewachsen mit 7 Geschwistern in der Nähe von Fulda studierte Semmler Mathematik und katholische Religion und bestand sein Referendariat am Goethe-Gymnasium. In einer Zeit großer Stellenknappheit hatte er das Glück 1982 von Schulleiter Herrn Froeb eingestellt zu werden. Noch viele Jahre sollte er zu den Jüngsten gehören, denn erst nach der Jahrtausendwende nahmen die Neueinstellungen wieder zu. Bereits in den 90ern erkannte Semmler das Potential der digitalen Revolution und wurde nach einem Zusatzstudium erster Informatiklehrer am WG, das damals nicht über einen eigenen Computer verfügte. Bei der Erstellung eines Stundenplanes nutzt man längst Computerprogramme, was dem heimlichen Meister der Excel-Tabellen nicht schwer gefallen ist. Petersen beschreibt die hervorstechendsten Eigenschaften des Kollegen mit den Begriffen „Offenheit, Fairness, Klarheit und taktvolle Zurückhaltung“ und zitiert Wilhelm von Humboldt mit den Worten „Bilde dich selbst und wirk`auf andere mit dem, was du bist“, um Herrn Semmlers pädagogische Leitlinie zu beschreiben.

Nach einem Beitrag des Unterstufenchores wandte sich der Gefeierte selbst an die Schulgemeinde. Er verriet, dass er schon in seiner Schulzeit das Orgelspiel erlernte, mit dem er zu vielen Gelegenheiten und zuletzt beim Weihnachtskonzert die Zuhörer erfreute. Nur noch wenige altgediente Kollegen wüssten, wie die Figur betitelt ist, die seit den 70er Jahren auf der Orgel des WG thront: „die Schulaufsicht“, ein Werk der damaligen Kunstlehrerin Almut Eichhorn. Als Herr Semmler einige Einrichtungen aufzählt, die es in den ersten Jahren oder gar Jahrzehnten seiner Dienstzeit am WG nicht gegeben hat, wird klar, wie sehr sich die Schule in den vergangenen 37 Jahren entwickelt hat: keine Big-Band, kein Beamer, keine Computerräume, kein SE:K, keine Cafeteria und Mensa, keine moderne Sporthalle, kein DELF und Erasmus, keinen individuellen Förderunterricht, kein Integrationsprojekt und Schulsanitätsdienst – aber auch kein Handy-Verbot in der Schulordnung. Zum Abschluss ermunterte Semmler die Schüler ihre Schulzeit zu nutzen und auch die vielfältigen Angebote der Schule wahrzunehmen: „Schon so manche Karriere begann in einer Schul-AG!“

Weitere Grußworte wurden von Herrn Alsenz (Vertreter der Schulleitungen der Gymnasien), Frau Bolz (Elternvertreterin) und von Schülern selbst gesprochen. Herr Alsenz verwies u.a. auf das jahrzehntelange Engagement von Semmler für Straßenkinder in Bukarest, Frau Bolz dankte für vertrauensvolle Zusammenarbeit und sinnvollen Vertretungsunterricht, die Schülervertretung lobte das stets offene Ohr für Probleme und die Unterstützung für Vorschläge der Schüler und überreichte ein Buch mit Beiträgen aller Klassen sowie ein Gruppenfoto der Schulgemeinde. Zum Schluss intonierte das Lehrerkollegium den „Wandersmann“ – donnernder Applaus und ein gerührter Pensionär zum Veranstaltungsende. (vlm)

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