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Berufs- und Studienorientierung

– oder: „Was soll aus den Jungen und Mädchen bloß werden?“

„[…] am 6. Februar 1937, neunzehn Jahre und sieben Wochen alt, bekam ich das »Zeugnis der Reife« ausgestellt. Das Zeugnis enthält zwei Fehler: mein Geburtsdatum ist falsch angegeben, und meinen Berufswunsch »Buchhändler« hat der Direktor, ohne mich zu fragen, in »Verlagsbuchhändler« abgewandelt, ich weiß nicht warum. […] und ich weiß nicht, ob meine Mutter, lebte sie noch, nicht auch heute noch die Frage stellen würde: WAS SOLL AUS DEM JUNGEN BLOSS WERDEN?“ (Heinrich Böll: Was soll aus dem Jungen bloß werden? Oder: Irgendwas mit Büchern. München (dtv)  7. Aufl. 1998, S. 7ff.)

Mit der Frage nach dem Berufswunsch, die sich Heinrich Böll 1937 nach seinem Abitur stellte, werden die Schülerinnen und Schüler auch heute noch konfrontiert, und zwar umso intensiver, je näher es auf das Abitur zugeht. Angesichts der zunehmenden Unübersichtlichkeit der Berufswelt, die sich seit Bölls Erfahrungen drastisch verändert hat, fällt es heute nach wie vor schwer „gezielte Informationen zu finden“ und angesichts vieler denkbarer Wege „überhaupt durchzublicken“, wie eine Schülerin aus der Oberstufe einmal bemerkte.

Daher bietet das Wilhelmsgymnasium den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit sukzessive über einen längeren Zeitraum hinweg konkrete Einblicke in die Berufswelt zu erwerben. Eingebettet in einen organischen Prozess der Studien- und Berufsorientierung (StuBo) haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, im Rahmen zweier Praktika sowohl erste Erfahrungen in der Arbeitswelt zu machen und betriebliche Strukturen zu erkunden (in der Jahrgangsstufe 9), als auch konkrete berufsorientierende Aspekte ins Auge zu fassen ( in der Sek II).

Dabei wollen wir die Schülerinnen und Schüler dazu anregen, ihre Berufswahl eigenverantwortlich zu gestalten und zu reflektieren. Die Schule organisiert daher gezielte Veranstaltungen, die erste Orientierungen geben können und es den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, sich selbständig und eigeninitiativ um ihre beruflichen Perspektiven zu kümmern.

Einführungsphase der Oberstufe

  • Zu Beginn des zweiten Halbjahres werden die Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines Einführungstages über die verschiedenen berufsorientierenden Angebote des Wilhelmsgymnasiums informiert. Es erfolgt die Ausgabe eines Berufswahlportfolios, mit dessen Hilfe die Suche nach einem geeigneten Praktikumsplatz vorbereitet und die verschiedenen Veranstaltungen im Laufe der Oberstufe auch dokumentiert werden sollen.
  • Vor den Osterferien findet ein Berufsinformationstag in Kooperation mit anderen Kasseler Gymnasien statt, zu dem Fachleute aus verschiedenen Berufszweigen und Organisationen in die Schule eingeladen werden, um Berufsfelder und Arbeitsalltag vorzustellen. Dieser Tag dient der Ergänzung der von den Schülerinnen und Schülern bereits erworbenen Informationen und soll dazu beitragen, bereits entwickelte berufsbezogene Konzepte zu überprüfen.
  • ein Berufsberater der Agentur für Arbeit stellt sich vor und bietet regelmäßig individuelle Sprechstunden in der Schule an.

Qualifikationsphase

  • im Rahmen einer Informationsveranstaltung erfolgen alle organisatorischen Informationen rund um das Praktikum.
  • ein weiterer, diesmal intern organisierter Berufsinformationstag, bietet den Schülerinnen und Schülern erneut die Möglichkeit des Einblicks in verschiedene Berufsbereiche. Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe Q3 stellen intern der Jahrgangsstufe Q1 ihre Praktikumserfahrungen vor.
  • ein Bewerbungstraining mit Kooperationspartnern aus der Wirtschaft informiert über alle relevanten Themen von der Berufswahl über Bewerbungsunterlagen bis hin zu Tests und Vorstellungsgesprächen.
  • Der Besuch der Studieninformationstage der Universitäten Kassel und Göttingen (im Rahmen eines Studientages) im zweiten Halbjahr machen häufig deutlich, dass Studium und Ausbildung in vielen Bereichen mühsamer und theoretischer ausfallen, als es das Berufsfeld vermuten lässt.
  • Im Rahmen eines dreiwöchigen berufsbezogenen Praktikums, das zwei Wochen vor Ende des Schuljahres beginnt und sich in die erste Ferienwoche erstreckt, können die Schülerinnen und Schüler ihre bisherigen Erfahrungen in der Realität überprüfen. Die Attraktivität dieses Praktikums besteht für manche Schülerinnen und Schüler auch darin, dass dieses in begründeten Fällen auch außerhalb Kassels und sogar im Ausland absolviert werden kann. Die Auswertung des Praktikums erfolgt direkt nach den Ferien im Rahmen eines Vormittags.
  • Parallel zu diesen Veranstaltungen bietet der Berufsberater regelmäßig individuelle Sprechstunden an.

Mit diesem aufeinander aufbauenden Angebot möchten wir der Schülerschaft ein möglichst weit angelegtes und breit gefächertes Spektrum an Möglichkeiten der Studien- und Berufsorientierung bieten.

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