Mein Aufenthalt in Irland

Hallo zusammen,

mein Name ist Jaron-Eliah Singer und ich gehe hier auf das Wilhelmsgymnasium. Ich hatte die tolle Gelegenheit, im Rahmen des Erasmus-Programms eine irische Schule in der Nähe von Cork für fünf Wochen zu besuchen und möchte euch gerne von meinen Erfahrungen berichten.

Ich habe mich schon immer für andere Länder mit ihren verschiedenen Kulturen, Gewohnheiten und Menschen interessiert. Deshalb war ich beispielsweise auch bereits vorher zweimal in der Schweiz mit einem anderen Austauschprogramm. Als sich dann die Möglichkeit ergab, Irland zu besuchen, war ich umso glücklicher!

Während meines fünfwöchigen Aufenthalts habe ich bei einer Gastfamilie in Midleton gelebt, während der Schüler aus der ,,Midleton C.B.S.“ Schule in meinem Zuhause in Deutschland untergebracht war. Es war also ein echter ,,Austausch“ zwischen zwei Schülern für fünf Wochen.

Zunächst kann ich sagen, dass es viele Unterschiede zu unserer Schule hier in Deutschland gibt. Besonders auffällig ist natürlich dort die Schuluniform-Pflicht für alle Schüler, aber auch sonst gibt es einige Unterschiede. Die Schule in Midleton ist nämlich eine Schule nur für Jungen. In Irland ist es üblich, dass Jungen und Mädchen auf getrennte Schulen gehen. Mir ist aufgefallen, dass dadurch die Interessen von vielen Jungen oft hervorgehoben werden, was mich positiv überrascht hat. Ich hatte den Eindruck, dass der Unterricht gezielt auf die Bedürfnisse der männlichen Schüler ausgerichtet ist. Zum Beispiel mussten wir seltener lange Texte schreiben – stattdessen ging es öfter ums Nachdenken, Antworten, Üben und selber Ausprobieren. Besonders gut fand ich, dass dort auch viele praxisnahe und aktuelle Fächer unterrichtet werden, die im späteren Leben wirklich nützlich sind, wie Holz- oder Bautechnik, Finanzen, Wirtschaft, Führungsfähigkeiten oder Verkehrssicherheit. Ich finde es wichtig, solche Fächer zu berücksichtigen, weil sie uns helfen, uns an die sich ständig verändernde Welt anzupassen.

Außerdem war das Schulsystem anders als hier in Deutschland. Es gibt zwar ähnlich wie hier eine Primary- und eine Secondary School, jedoch sind die Jahre, beziehungsweise Klassen anders aufgeteilt. Die erste Schule geht von der 1. bis 8. Klasse, die Secondary School dauert anschließend nur 4 bis 5 Jahre. Jeder Schüler kann entscheiden, ob er nach der 3. Jahr (bei uns ist es die 11. Klasse) in der zweiten Schule ein sogenanntes ,,Transition year“ machen will oder nicht. Natürlich hängt dies auch von den schulischen Leistungen des Schülers und auch von der Schule ab, auf welche er geht. In diesem Jahr können die Lehrerinnen und Lehrer mit den Schülern spaßige und weitere, auf die gelernten Themen aufbauende Lerninhalte machen, für die sonst wahrscheinlich keine Zeit wäre. Ein nächster Unterschied zu dem Wilhelmsgymnasium ist, dass die Midleton C.B.S (Secondary school) schon eher wie eine Universität aufgebaut ist. Die Schüler haben jedes Jahr zum Abschluss Prüfungstage, welche dann als einzige Noten mit in das Zeugnis einfließen. Mündliche Noten sowie andere kleine ,,Übungstests“ und ,,Übungsarbeiten“ innerhalb des Schuljahres zählen nicht mit in die Gesamtnote. Jedoch erfüllen diese Tests natürlich den wichtigen Zweck, den gelernten Unterrichtsstoff abzufragen und somit die ,,wichtigen Prüfungen“ zu simulieren. Zusammenfassend haben die Schüler in diesem Schulsystem zwar mehr Freiheiten, sollten aber natürlich im Unterricht jederzeit gut aufpassen, da es in den wichtigen Prüfungen irgendwann abgefragt werden könnte. Jeder trägt also eine große Verantwortung für sich

selbst und muss lernen, sich gut zu organisieren, damit es dann in den wichtigen, schulischen Phasen nicht schief geht.

Neben der Schule habe ich während meines Aufenthalts in Irland auch noch viele andere interessante und aufregende Dinge erlebt. In Cobh, Youghal, Ballycotton, Cork, Midleton und bei vielen anderen Orten konnte ich unzählige Menschen kennenlernen und die irische Kultur und Lebensweise entdecken – und ich habe eigentlich nur positive Erfahrungen gemacht! Die Menschen dort waren freundlich, offen, gut gelaunt, unkompliziert, entspannt und sehr herzlich. Das hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass ich mich dort sehr schnell und die ganze Zeit über so wohlgefühlt habe. Obwohl in Irland viele Dinge, wie zum Beispiel die Schule, anders sind als hier in Deutschland, konnte ich mich aufgrund der vielen netten Menschen schon nach wenigen Tagen schnell einleben und als ein Teil von Irland (und auch der Schule) fühlen. Das war wirklich toll!

Allerdings fand ich es ein bisschen schade, dass der öffentliche Nahverkehr in Irland nicht so gut ausgebaut ist – zum Beispiel, um ans Meer zu kommen oder andere Orte auch öfter alleine zu erkunden. Vielleicht wäre eine Verbesserung der öffentlichen Verkehrsmittel auch eine gute Möglichkeit, den teils starken Verkehr, auch vor allem morgens vor der Schule, zu entlasten. Das funktioniert an unserer Schule deutlich besser. Zum Glück konnte ich zumindest den Zug in Richtung Cork und Cobh einige Male nutzen.

Für mich als sportbegeisterte Person war es zudem besonders spannend, mehr über den Hurling-Sport zu erfahren, der in Irland sehr populär ist. Sowohl in der Schule als auch bei einem Match zwischen zwei Universitäten in Cork konnte ich erleben, wie dieser Sport funktioniert und warum er so beliebt ist – denn vorher wusste ich eigentlich gar nichts darüber. Außerdem durfte ich sogar in der Schule versuchen, den Sliotar (Ball) mit dem Hurley (Schläger) eines Schülers zu jonglieren. Glücklicherweise bekamen wir (mit einer anderen Gruppe von Schülern des Wilhelmsgymnasiums) dann in der letzen Woche auch noch eine kleine Vorstellung über bestimmte Techniken beim Spielen und generelle Informationen über den Hurling-Sport, wie dem Passen, dem aufheben des Sliotars oder dem Schießen. Das hat sehr Spaß gemacht!

Übrigens fand ich das Wetter während meines Aufenthalts deutlich besser, als ich es aufgrund von Erzählungen erwartet hatte! Ich mochte die frische und feuchte Luft sehr. Außerdem schien die Sonne öfter, als es wohl hier in Deutschland der Fall war!

Abschließend möchte ich mich nochmal bei allen beteiligten Personen, sowohl aus Irland, als auch hier aus Deutschland bedanken, weil dieser Austausch ohne deren Unterstützung nicht möglich gewesen wäre. Ich werde mich noch sehr lange an diesen Austausch erinnern und kann diese Möglichkeit nur weiterempfehlen!

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