Blick zurück auf fast ein Jahrhundert Zeitgeschichte: Zeitzeugengespräch mit Winfried Jacob

Am 21. Juni hatte der Jahrgang Q2 des Wilhelmsgymnasiums das Privileg, den Zeitzeugen und ehemaligen WG-Schüler Winfried Jacob (geb. 1926) bei sich begrüßen zu dürfen.

Nachdem Herr Kollmann als zuständiger Fachbereichsleiter Herrn Jacob vorgestellt hatte, begann der Vortrag des Zeitzeugen. Zunächst erzählte Herr Jacob von seiner schönen Kindheit, die im Jahr 1933 jedoch ein schnelles Ende nahm.

Ein für ihn prägendes Ereignis war das gewaltsame Heraustreiben der Sozialdemokraten, der Kommunisten und allgemein der Gegner des Nationalsozialismus aus dem Kasseler Rathaus, das er als Kind kurz nach der „Machtergreifung“ Hitlers am 30. Januar 1933 direkt miterlebte. An ein Gespräch mit seinem Vater, der ihm die Gefahr der neuen Situation einbläute, erinnert er sich bis heute.

Ab diesem Zeitpunkt habe er keine Jugend mehr gehabt, beschrieb Jacob: Er erlebte die Bücherverbrennung auf dem Friedrichsplatz, als er gerade einmal sieben Jahre alt war sowie den Schrecken der Bombennacht in Kassel mit siebzehn Jahren als Flak-Helfer. Hier habe ihn besonders der Funkspruch, dass mehrere Flugzeuge nach Kassel abdrehen würden, nachhaltig geprägt.

Zwischen den Darlegungen der einzelnen erschreckenden Ereignisse seines Lebens schaffte es Herr Jacob, die Stimmung aufzulockern, indem er einige Anekdoten seines Lebens erzählte und von Menschen, die ihn besonders prägten. So erzählte er beispielsweise von der schweren Aufnahme-Prüfung, um auf das WG kommen zu können oder von dem „Trick“, die Uniform der HJ (Hitler-Jugend) in der Schulzeit anzuziehen, um nicht geschlagen zu werden, da es Lehrkräften verboten war, Mitglieder der HJ zu schlagen.

Auch von seiner Liebe zur Kunst berichtete Winfried Jacob und erzählte scherzhaft, wie „Gott“ (ein Mann mit dem Nachnamen Gott) sein Mallehrer war.

Zum Schluss war noch Zeit für den Jahrgang, Fragen zu stellen, was die Schülerschaft gerne nutzte, um noch mehr Details aus seinem ereignisreichen Leben zu erfahren. Jacob betonte die Wichtigkeit, dass sich Ereignisse wie die Zeit des Nationalsozialismus und des Krieges niemals wiederholen dürften. Dies von jemandem zu hören, der all das selbst miterlebt hat, war wesentlich eindrucksvoller, als es Texte aus Geschichtsbüchern einem je vermitteln können.

Insgesamt war es ein Nachmittag, von dem ganz sicher jeder Einzelne etwas mitnehmen konnte, und der die Schüler und Schülerinnen vermutlich nachhaltig geprägt hat.

Wir wollen uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei Herrn Jacob für dieses einmalige und eindrucksvolle Erlebnis bedanken, welches uns noch lange im Gedächtnis bleiben wird!

Hongh-Anh Nguyen (Q2)
Nina Werner (Q2)
Johanna Wittig (Q2)

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