Alles muss raus – Orchesterproben auf dem Schulhof

Organisatorisch eine echte Herausforderung: Stücke für ein Sinfonieorchester, die man gut draußen spielen kann; eine Sitzordnung für die Bläser, die neben dem Hygiene-Erlass auch die fest installierte Tischtennisplatte berücksichtigt; viele helfende Hände, die 65 Stühle, entsprechend viele Pulte und das komplette Schlagwerk nach draußen schaffen; ungefähr die doppelte Menge an Wäscheklammern und Magneten, um Noten sturmsicher auf den Pulten zu fixieren.
Physikalisch-akustische Stolpersteine: tiefe Instrumente klingen draußen gerne mal (zu) laut, hohe dafür piepsig; reflektierende Resonanz fehlt, Musik verweht; Punktlandungen mit 20 Klangerzeugern auf einer Freifläche von knapp 60 Quadratmetern sind wirklich schwierig; parallel probende Streicher in Raum 311 lüften quer, wodurch ein unfreiwilliger Kanon mit den Bläsern unten auf dem Schulhof erklingt.
Eng beieinander zu sitzen ist verboten: wie formiert man sich da zu einem gemeinsamen Klangkörper, wie soll man zusammen atmen, sich synchron bewegen, wie den Kollegen hören, in weiter Ferne? Drinnen tragen die Streicher Mund-Nasenschutz, draußen tragen die Schallbecher der Holzblasinstrumente Tropfschutz.
Nordhessens Wetter folgt eigenen Gesetzmäßigkeiten: obwohl konsequent diverse Wetterportale gecheckt werden, gibt es Überraschungen in punkto Temperatur, Wind und Niederschlag; kurze Hosen, Daunenjacken, alles ist mal im Einsatz. Unvergessen bleibt sicherlich Sturmtief „Kirsten“.
Aerosole haben keinerlei Chance: andererseits wird es aber gelegentlich ungemütlich; als sich die ersten Lippen bläulich verfärben, Finger versteifen, Minen versteinern und auch die Aufwärmgymnastik nicht helfen will, gehen wir etwas früher nach Hause, schade.
In den letzten Proben ist es toll: Sonne auf dem Hof; eine Lehrerin tanzt zu unserer Musik am offenen Fenster des Lehrerzimmers, unbemerkt; echte Sommer-Serenaden-Stimmung.
Richtig schön hat’s da geklungen. (Hilmes)

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